Jährlich werden im Gründerservice Salzburg rund 1.400 Gründer*innen beraten und das mit ganz viel Erfolg. Denn: Im Jahr 2016 sind an jedem Werktag acht Firmen gegründet worden, insgesamt waren das 1.788 Gründungen. Salzburg, so scheint es, ist ein gründerfreundliches Pflaster. Was aber muss man machen, wenn man selbst ein Unternehmen aufmachen möchte? Wir haben recherchiert!
How to
Weil man vieles einfacher versteht, wenn man in der Gruppe darüber spricht, gibt es den Gründerworkshop in ganz Österreich und so auch in Salzburg. In regelmäßigen Abständen wird erklärt, welche Schritte notwendig sind, um sein eigenes Unternehmen zu gründen. Außerdem sehr hilfreich: Der umfassende Gründungsleitfaden, der kostenlos von der Wirtschaftskammer zur Verfügung gestellt wird.
Wenn die eigene Geschäftsidee noch recht wage im Kopf herumschwirrt, macht es Sinn, mit Experten darüber zu sprechen. Beim Gründerservice der Wirtschaftskammer Salzburg hat man eine Anlaufstelle, die Gründungsberatung bietet. Ihr habt eine ganz außergewöhnlich innovative Idee? Dann meldet euch auf jeden Fall beim Team von Startup Salzburg, das euch gerne unterstützt.
Hilfreich dabei sind Instrumente wie das Business Canvas Modell. Dieses bietet eine Vorlage, mit der man seine Geschäftsidee in ihrer Gesamtheit durchchecken kann, auf Fehler aufmerksam wird oder bis jetzt verborgenes Potenzial erkennt. Zur Methode des Business Canvas Modells bietet Innovation Salzburg im Rahmen von Startup Salzburg Workshops an.
Wer in Salzburg zum ersten Mal eine Firma gründet, hat Glück: Das Neugründungs-Förderungsgesetz (Neufög) unterstützt dabei. Gegen die Vorlage des Formulars NeuFö2 muss man Stempelgebühren und Bundesverwaltungsabgaben und Gerichtsgebühren (Eintragung Firmenbuch) nicht bezahlen.
Der Investment-Punk meint, dass ein Großteil der Probleme bei Startups zwischenmenschlicher Natur sind: Freunde, die gemeinsam gründen und plötzlich nicht mehr befreundet sind und Pärchen, deren Beziehung an der Belastung zerbricht. Mit wem man gründet oder ob man doch lieber ein Einzelunternehmen anmeldet, ist eine essentielle Frage, die man sich selbst und gegenseitig stellen soll. Gründet man mit jemandem zweiten oder dritten eine Firma, ist man rechtlich aneinander gebunden, teilt sich (nach Vertragsmodell) finanziellen Gewinn und Verlust und verbringt sehr viel Zeit miteinander.
Grundsätzlich gilt: Alle gängigen Rechtsformen (GmbH, Kommanditgesellschaft oder Offene Gesellschaften) haben Vor- und Nachteile. Dabei handelt es sich um persönliche Haftbarkeit, um Steuerfragen und die Frage, wieviel Grundkapital man vor der Gründung schon haben muss.
Diese abzuklären und sich darüber im Klaren zu sein, ist ein wichtiger Prozess, dem man im Vorfeld genug Zeit einräumen sollte. Denn: Entscheidungen rückgängig zu machen ist zwar möglich, aber im Nachgang immer sehr mühsam.
Will man seine Firma ins Firmenbuch eintragen, kann man das im Landesgericht Salzburg (momentan in der Weiserstraße 22) tun. Österreichische Kapitalgesellschaften (GesmbH, AG), Personengesellschaften und Genossenschaften müssen sich eintragen lassen, Einzelunternehmer haben die Wahl – solange der Jahresumsatz eine Million Euro unterschreitet oder in zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren weniger als 700.000 € Umsatz pro Jahr erwirtschaftet werden.
Die Frage nach dem Gewerbe ist eine wichtige. Grundsätzlich gibt es vier Arten:
Wer sich nicht ganz sicher ist, in welche Gewerbe seine Idee zuhause ist, ruft einfach bei der Wirtschaftskammer Salzburg an und erkundigt sich. Dort wird man erfahrungsgemäß zur verantwortlichen Sparte weiterverbunden und kann sich mit den zuständigen Mitarbeitern einen Besprechungstermin ausmachen.
Bei Anmeldung des Gewerbes muss ein gewerberechtlicher Geschäftsführer ernannt werden. Diese Person kümmert sich darum, die gewerberechtlichen Richtlinien einzuhalten. Ihr seid mehrere Gründer? Dann solltet ihr die Verteilung dieser Aufgabe im Vorfeld besprechen.
Angemeldet wird das Gewerbe bei der Bezirkshauptmannschaft, dem Magistrat oder direkt bei der Wirtschaftskammer Salzburg. Welche Dokumente dabei erforderlich sind, findet man immer topaktuell auf der Informationsseite des Gründerservice.
Hat man alles erfolgreich absolviert, wird der Gewerbeschein per Post zugestellt.
Wer selbstständig arbeitet, muss sich auch selbst versichern. Das muss innerhalb des ersten Gründungsmonats geschehen. Eure neue Versicherungskasse heißt SVA (geregelt in der GSVG) und für Neugründer gibt es einen Basis-Versicherungstarif, der pro Quartal fällig ist. Beitragsgrundlage stellen die Einkünfte des Gewerbebetriebes dar, wobei die Basis der Jahreseinkommensbescheid ist. In der Krankenversicherung sind 7,65 %, in der Pensionsversicherung sind 18,50 % und in der Selbstständigenvorsorge sind 1,53 % der Beitragsgrundlage zu entrichten. Die Unfallversicherung ist ein fixer Betrag (momentan € 9,33 monatlich).
Achtung: Die Sozialversicherungsbeiträge müssen auch dann gezahlt werden, wenn man keine Einkünfte oder gar Verluste hat. Als Jungunternehmer hat man die ersten zwei Jahre nach der Gründung eine fixe Mindestbeitragsgrenze (für die Krankenversicherung) und man muss nicht mehr bezahlen – selbst wenn die eigentlich Einkünfte eigentlich höher wären.
Ganz viele Informationen zur Sozialversicherung findet man hier.
Wer gründet, der muss auch Steuern zahlen. Wenn man über einen Umsatz von 30.000 Euro pro Jahr nicht hinauskommt, fällt die Umsatzsteuer weg. Rechnet man damit, die Grenze der 30k pro Jahr zu knacken, braucht man eine UID (Umsatzsteuer-Identifikations-Nummer), die man beim Finanzamt ansucht. Das zuständige Finanzamt für die Stadt Salzburg befindet sich in der Aigner Straße 10. Steuern, die man sonst noch zahlen muss: Körperschaftssteuer (zb. bei einer GmbH) oder Einkommenssteuer.
Hat man das alles geschafft, geht es daran, Räumlichkeiten zu finden. Ihr denkt dabei an einen Schreibtisch? Stimmt schon. Viel wichtiger ist es aber, zu überlegen, in welchem Umfeld ihr euch mit eurem Unternehmen/eurer Idee ansiedeln wollt. Geht’s in eine technologische Richtung? Dann sollte man sich das Techno-Z anschauen. Außerdem gibt es in Salzburg zahlreiche CoWorking Angebote. Seit kurzem kann man in Salzburg übrigens nach gelben Tischen Ausschau halten: Das Projekt Yellowdesk führt Besitzer von leerstehenden Arbeitsplätzen mit Menschen zusammen, die einen Schreibtisch suchen.
Tipp: Es klingt zwar platt, aber: Wenn man sich bei einem der Schritte nicht auskennt, einfach nachfragen. Die Ansprechpersonen der jeweiligen Organisationen sind jederzeit bereit, kompetente Auskunft zu geben. Und helfen euch so, kostenintensive Fehler zu vermeiden. Wo man sich noch Tipps und Tricks holen kann? Bei den zahlreichen Events des Gründerservices. Auch bei CoWorking Salzburg gibt es immer wieder Event-Format (wie die „Female Founders“), bei denen übers Gründen und persönliche Erfahrungen gesprochen wird.
Veröffentlicht am 17. Mai 2017