Jeden Tag werden unzählige Produkte entwickelt. Viele davon, ohne je mit den Kunden gesprochen zu haben, die das Produkt nutzen sollen. In den 80er Jahren wurde eine Kreativtechnik entwickelt, die sich genau mit diesem Manko beschäftigt hat: Design Thinking.
How to
Tobias Göllnern von ShiftYard kennt sich mit dieser Methode besonders gut aus und hat uns im Rahmen des EntrepreneurshipABC an der FH Salzburg einige Tipps und Hintergründe zu Design Thinking verraten.
Designer sind nicht immer Menschen, die online oder offline etwas Schönes für die Augen zaubern. Designen bedeutet gestalten. Und gestalten kann man vieles. Ob es Krankenhauszimmer sind, in denen Kinder sich gerne untersuchen lassen oder die perfekte Geldbörse für individuelle Bedürfnisse.
Design Thinking ist eine Kreativitätstechnik, die komplexe Problemstellungen systematisch angeht. Im Zentrum dieser Methode steht die ständige Rückkoppelung zwischen dem Entwickler, einer Lösung und der Zielgruppe.
Wer sich eine Bohrmaschine kauft, möchte wahrscheinlich ein Loch bohren. Was er aber vor allem möchte, ist sich seine Wohnung gemütlich einzurichten. Beim Design Thinking wird der Frage nachgegangen, was Personen, für die wir Produkte kreieren, wirklich brauchen. Und um das herauszufinden, werden viele Fragen gestellt.
Design Thinking lässt sich sehr übersichtlich in sechs Schritte gliedern. Dabei geht es darum, den Prozess einzuhalten und nicht mit – sagen wir – der Ideenentwicklung zu starten. Viel wichtiger ist es, den Prozess zu respektieren und zu wissen, in welcher Phase man sich befindet.
Schritt 1: Verstehe das Problem!
Klingt einfach, ist es aber oft nicht. Deswegen versucht man zuerst, seine eigene Sicht auf das Problem zu artikulieren, indem man sich damit auseinandersetzt. Was sind meine Eindrücke? Was sind meiner Vorurteile? Was weiß ich schon über das Problem?
Schritt 2: Beobachte das Problem!
Typisch für den Design Thinking Prozess ist das ständige Reflektieren, ob man auf der richtigen Spur ist. Die Zielgruppe wird beobachtet – und zwar in ihrer natürlichen Umgebung. Es werden Fragen gestellt, man hört zu. Das Ganze wird dokumentiert: Mitschreiben, Fotos machen oder Filmen.
Nützliche Techniken, um Material zu generieren:
Tipp: Qualitative Forschungsmethoden kann man lernen. Uwe Flick hat ein brauchbares Buch zu dem Thema geschrieben, das ein Dauerbrenner in den deutschsprachigen Unis ist.
Schritt 3: Sichtweise definieren!
Das gewonnene Material gilt es nun zu verdichten. Einsichten (Insights) werden entwickelt. Diese formuliert man aus und hält sie fest. Das klingt verwirrend? Wie wär’s mit einem Beispiel: Obwohl das ganze Jahr Kaffee getrunken wird, setzen sich Menschen nicht im Winter in den Gastgarten. Man könnte daraus schließen: Die Leute kommen nicht wegen dem Gastgarten ins Kaffeehaus, sondern weil sie dort ihre Freunde treffen oder weil die Atmosphäre gemütlich ist. Diese Einsichten werden aufgeschrieben.
Schritt 4: Ideen finden!
Nachdem man verstanden hat, in welchen Umständen das zu entwickelnde Produkt verwendet werden soll, geht es daran, Ideen zur Umsetzung zu entwickeln. Man holt sich dafür auch gerne Input von außen. Warum? Um zu vermeiden, ständig die eigenen Ideen wiederzukäuen.
Schritt 5: Prototyping
Prototyping ist ein essentieller Punkt im Prozess, der idealerweise so schnell wie möglich passiert. Prototypen oder Modelle helfen, die vorhandenen Ideen zu visualisieren. Der Prototyp muss dabei kein ausgereiftes Produkt sein, sondern soll veranschaulichen, wie eine mögliche Lösung aussehen könnte.
Schritt 6: Testen
Mit dem Prototypen wird getestet, wie das Produkt in der Zielgruppe ankommt. Was durchfällt, wird verworfen. Feedback wird in die weitere Entwicklung eingebaut, die Prototypen angepasst oder neu gebaut – und zwar so lange wie notwendig, um einen Großteil der Kunden von der Idee zu überzeugen.
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Veröffentlicht am 11. Mai 2017