“I find it best to dive right in and learn the hard way”, lautet ein Zitat von Pete Cashmore, Founder von Mashable. Müssen Gründer auch in der Liebe durch eine harte Schule gehen? Kommt das private Glück neben der zeitaufwendigen Unternehmensgründung zu kurz? Pünktlich zum Valentinstag haben wir uns in der Gründerszene umgehört.

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Der verständnisvolle Partner

 

Die Zeit, die du am Anfang nicht mehr haben wirst.

Jeder Gründer und jede Gründerin geht mit der Unternehmensgründung und eigenen Partnerschaft natürlich anders um. Ein Patentrezept für eine glücklichen Beziehung während der Unternehmensgründung gibt es also nicht. Eines ist aber sicher – einfach ist es weder für die Gründer, noch für die Partner. Vor allem in der stürmischen Anfangszeit, müssen sich Jungunternehmer warm anziehen – auch privat. „Man arbeitet in der Anfangsphase Tag und Nacht. Es gab sicher ein Jahr, in dem ich mit meinem Co-Founder Florian mehr Zeit verbracht habe, als mit meiner Frau“, sagt Cemsit Yelgin, CEO des Wiener Startups Waytation. Eine Zeit, die einem Lebenspartner viel Verständnis und Geduld abverlangt.

„Am Anfang passiert so viel, es ist extrem viel los. Deadlines, Zahlungen, Meetings – dessen muss man sich bewusst sein. Und irgendwann sollte man gewisse Maßnahmen setzen, um sich auch seinem privaten Leben wieder mehr widmen zu können. Man muss einfach lernen gut zu planen“, so Yelgin. Bei ihm scheint das gut zu funktionieren – er ist vor kurzem Vater geworden.

Den Partner gleich als Workaholic kennen und lieben lernen.

Wenn der Partner gründet, ist das eine harte Umstellung für den Beziehungsalltag. Konflikte entstehen oft dort, wo die Abende alleine mehr und die Zeit füreinander weniger werden. Ludwig Stepan, Co-Founder von ReSensive, glaubt deshalb auch, dass Partner es prinzipiell leichter haben, wenn sie die Gründer schon als solche kennen und lieben lernen. Es also gar nicht anders kennen. Die Meinung vertritt auch Wolfgang Damm, Co-Founder von Fretello. Seine intensive Arbeitsethik war seiner Frau von Anfang an bewusst. „Ich war schon in meinem Angestellten-Verhältnis kein nine-to-five-Mensch. Das hat meine Partnerin aber gewusst und steht voll hinter mir.“ Auch er ist in der Gründerzeit Vater geworden.

Buchtipp von Wolfgang Damm: Startup Life: Surviving and Thriving in a Relationship with an Entrepreneur

Salzburger Business Consultant, Gründerin von Achterbahndompteur und Startup Mentorin Claudia Bruckschwaiger lernte ihren Partner als Gründerin in Ägypten kennen. Sie arbeitete an ihrem Unternehmen, er machte Urlaub. Nach dem ersten Beziehungsjahr, das durch ständige Reisen der Selbstständigen geprägt war, stieg ihr Partner kurzerhand ins Business ein. „Er begann mit mir an dem Startup zu arbeiten. Es war aber trotzdem immer mein Unternehmen, ich kümmerte mich um die Businessgeschichten, er war als Researcher unterwegs. Dass diese Konstellation eher unüblich ist, hat uns nicht gestört. Er steht immer hinter mir, unterstützt mich wo er nur kann. Vor allem in den harten Zeiten konnte ich mich immer auf ihn verlassen“, sagt Bruckschwaiger.

Sie bezweifelt, dass sich Angestellten-Mentalität und Gründer-Spirit auf lange Sicht vertragen. „Man muss sich beim Gründen auf Risiken einlassen können. Wenn das der Partner nicht versteht, ist das für die Beziehung wahnsinnig schwierig.“

Schwindende Finanzen in der Anfangszeit.

Doch nicht nur die Zeit fehlt. Gerade in der ersten Gründungsphase leidet oftmals auch das gemeinsame Budget. Schlimmstenfalls stehen sogar Haus und Hof am Spiel – für den Traum des Partners. „Es ist ein harter Schritt, wenn man die Entscheidung trifft, einen gut bezahlten Job zu verlassen. Plötzlich hat man nur mehr 400 Euro pro Monat“, sagt Andreas Ploier, Co-Founder von Drone Rescue System. Auch Florian Bräuer, Co-Founder von Waytation, ist sich der zusätzlichen Belastung für eine Beziehung bewusst: „Wenn ein Partner auf Sicherheit und Nine-to-Five Jobs steht während der andere ein Startup gründet, funktioniert das wahrscheinlich eher nicht.“

Tipp: Bewusst Zeit miteinander verbringen – selbst, wenn es nur eine halbe Stunde am Tag ist. Auch wenn es schwerfällt – Handy oder Laptop sind dann tabu. Vermeidet das Dazwischenfunken der Arbeit, um auch der Liebe die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Wem das dennoch nicht so recht gelingen will, können eventuell bestimmte gemeinsame Regeln helfen, an die sich beide halten sollen.

Noch ein Tipp: Wie solche Regeln oder generell das Leben aus Sicht von Gründer-Partnern aussehen können, zeigt diese Podcast-Episode. Der deutsche Unternehmer Jan Hoßfeld fragt seine Frau Christina Hoßfeld nach ihrem Alltag und ihren Erfahrungen im Beziehungs-Alltag.

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Das Gründerpaar

 

 

Wenn du schlichtweg nicht auf die Zeit mit deinem Partner verzichten willst, dann musst du dich vielleicht auch Hand in Hand mit deiner Liebe in das Unternehmerdasein stürzen. Die gleichen Sorgen und Ängste teilen und den anderen besser verstehen können. Wir haben die Gründer und Eheleute von Feragen, die durch DNA-Tests Hunderassen bestimmen, gefragt, wie das so mit der Partnerschaft im Büro und zuhause funktioniert.

Anja Geretschläger: Vielleicht ist diese Kombination, wie wir sie haben gelegentlich etwas konfliktreicher als wie mit anderen Kollegen (lacht). Aber ansonsten finde ich es ganz angenehm, mit meinem Mann zu arbeiten. Wir investieren hier so viel Zeit, ich weiß nicht ob das ein Partner, der nicht im Unternehmen involviert ist, auf Dauer so akzeptieren würde.

Michael Geretschläger: Der Vorteil ist, du brauchst dich nicht zu entschuldigen, wenn du schon wieder nicht vor neun oder zehn Uhr am Abend nachhause kommst. Der Nachteil ist, da du die Zeit gemeinsam verbringst, übersiehst du es umso mehr, Freiraum für dich selbst zu schaffen. Auch für uns gemeinsam, wo nicht die Firma im Mittelpunkt steht. Bei uns funktioniert das gut, ich weiß aber nicht, ob es bei vielen anderen so funktionieren würde.

Veröffentlicht am 14. Februar 2018

Auf Schreibwiesen laufend, wie in Sound of Music, nur eben anders. Nach Wien kam London dann Salzburg und jetzt wieder Wien. Mit Salzburg im Herzen hört sie sich nun weiterhin im Einsatz für Startup Salzburg nach spannenden Geschichten und Menschen um.

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