Siegfried Rumpfhuber ist leidenschaftlicher Skifahrer und weiß, wie wichtig es ist, dass der Ski zum Fahrstil und Können der Fahreri*nnen passt. Mit seiner Skimarke ORIGINAL+ passt er mithilfe einer Künstlichen Intelligenz den Kund*innen den Ski genau an.
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Mit Erfolg: Preise vom führenden Sport Business Netzwerk ISPO, Teilnahme an der Startup Salzburg FACTORY 2017/18 und ein glänzender Auftritt bei 2 Minuten 2 Millionen. Doch wie es ihm zu Zeiten von Corona geht, erzählt uns Sigi im Interview.
Das war schon ein großer Nervenkitzel. Es hat viel Vorarbeit vonseiten Puls4 gegeben – wie zum Beispiel die Homestory, welche ein paar Wochen vorher gedreht wurde oder auch die Szenen, wo wir in das Puls4-Gebäude hineingehen. Das wurde öfter gedreht, wenn es nicht gepasst hat oder wenn ich einen Blödsinn geredet habe. Meine Erwartungen an den Pitch waren, dass das dort genauso ist. Zehn Minuten vor Showbeginn wurde ich desillusioniert. Beim Pitch hast du nur eine Chance und wenn ein Ski umfällt, fällt er um oder wenn man einen Blödsinn sagt, ja, dann hat man einen Blödsinn im Fernsehen gesagt. Da ging der Herzschlag gleich wieder etwas schneller.
Ich habe den Pitch sehr gut einstudiert und es hat alles gut geklappt. Das Feedback war von allen Investor*innen überwältigend und ich habe drei Angebote bekommen. Die Atmosphäre war daher sehr entspannt.
Leo Hillinger hat nach der Show noch einen Rabatt für alle fünf Investor*innen herausgehandelt. Alle fünf haben auch bereits einen Ski bei uns gekauft, das freut mich natürlich besonders.
Florian war unser Wunschinvestor, da er sich mit digitalen Geschäftsmodellen auskennt und ein Sportfreak ist. Wir werden aber nicht nur von Florian betreut. Er vertritt bei 2M2M die Investorenfirma 8eyes. Das gesamte Gründerteam von runtastic investiert mit dieser Firma in Startups, vorwiegend im digitalen Business, denn dort haben sie das meiste Know-how. Wir arbeiten aktuell eng mit dem CTO (Chief Technical Officer) zusammen und stimmen uns in allen IT- und Digitalisierungsthemen ab.
Wir haben einige Webshop-Verbesserungen durchgeführt und auf ein noch digitaleres Geschäftsmodell hingearbeitet. Das Skibusiness ist ein schwieriges, es gibt viele große und bekannte Marken, die etabliert sind. Aber es gibt sonst keine Skimarke, die ernsthafte digitale Ansätze hat. Mit der Digitalisierung und dem Direktvertrieb tun sich Chancen für uns auf, die wir nutzen wollen.
Außerdem haben wir Dienstleistungen eingeführt, zum Beispiel Carepakete für unsere Kund*innen. Wir bieten lebenslange Betreuung, Einlagerung der Ski über den Sommer, Top-Service und vieles mehr an. Wir befinden uns mit unseren Skiern im High-End-Bereich, das sollen die Kund*innen auch in der Betreuung merken. Das wird sehr gut angenommen. Unsere Kund*innen halten uns die Treue. Unser größter Kunde hat bereits 12 Paar Ski bei uns bestellt und nützt auch unsere Dienstleistungen.
Wir haben besonders vom Netzwerk profitiert. Ich bezeichne das ja auch gern liebevoll als „Gründerstadl“. Da triffst du Leute, denen es genauso geht wie dir – das war atmosphärisch sehr nett. Über das Netzwerk haben wir auch die Gründer von Fact AI kennen gelernt, die unseren Konfigurator „Origo“ entwickelt haben.
Wir konnten uns auch in der Zeit marken- und patentrechtlich gut aufstellen. Die Betreuung in der FACTORY hat uns da sehr geholfen.
Der erste Lockdown kam kurz nach dem Ausstrahlungstermin von 2M2M. Die Show sehen viele Menschen und potenzielle Kund*innen und war tolle PR für uns. Wir hatten viel geplant, wie zum Beispiel Skitest-Tage in den Skigebieten, um die Markenbekanntheit noch zu steigern. Das fiel dann alles flach. Wir konnten also die Aufmerksamkeit von 2M2M leider nicht so mitnehmen, wie wir uns das gewünscht hätten.
Die jetzige Saison ist natürlich auch schwierig. Skitouren liegen heuer im Trend, daher verkaufen wir viele Tourenski. Auch die Alpinskier im heimischen Markt gehen besser, als man durch die Corona-Situation erwarten würde. Unsere typischen Kund*innen aus Österreich haben zum Beispiel die Super-Ski-Card in Salzburg. Das sind Viel-Fahrer*innen, die trotz Pandemie Skifahren gehen. Uns fehlen aber leider die Bestellungen aus Deutschland. Wir haben gelernt, dass die Skiindustrie ein “Beiwagerl” vom Tourismus ist. Liegt der Tourismus brach, liegt auch die Skiindustrie brach.
Aber man muss es annehmen, wie es ist und sich eine eigene sichere Blase schaffen. Wir können viel aus der Corona-Krise lernen und für die Zukunft mitnehmen.
Es gibt da zwei Punkte, die oberste Priorität haben:
Zum einem wollen wir in der Produktion die Durchlaufzeit weiter drücken. Diese beträgt aktuell 25 Werktage. Wir möchten sie auf unter 15 Tage verkürzen. Wenn wir Marktführer im Custom Ski- Bereich sein wollen, müssen wir schneller werden. Auch ein Ski nach Maß darf nicht ewig dauern.
Zum anderen wollen wir noch mehr in die Digitalisierung investieren. Unser Investor 8eyes hat uns hier die Augen geöffnet. Denn trotz unseres digitalen Geschäftsmodells, befinden wir uns erst bei einem Digitalisierungsgrad von zwanzig Prozent. Das betrifft zum Beispiel unsere Produktionsprozesse. Hier läuft zwar schon vieles digital ab, sie sind aber noch nicht ausreichend verkettet. Auch unsere Kommunikationsflüsse oder die digitale Bauteilverwaltung können wir noch besser digitalisieren. Wir wollen den Durchfluss von Material digital abbilden. Auch im Bereich Webshop und E-Commerce gibt es immer etwas zu verbessern.
Ja, Gott sei Dank! Aktuell bin ich viel als Skilehrer unterwegs, da ich meinem Junior, der ist jetzt vier Jahre alt, das Skifahren beibringe. In den Weihnachtsfeiertagen war ich auch auf Langlaufski und Tourenski unterwegs. Wir arbeiten bei ORIGINAL+ zwar viel, aber nicht bis zur Selbstaufgabe. Das Skifahren gehört zur Lebensqualität dazu und darauf möchte ich nicht verzichten.
(Titelbild: Siegfried Rumpfhuber/ ORIGINAL+)
Veröffentlicht am 3. Februar 2021