Die alte Schule mit cholerischen Vorgesetzten und steifen Vorgaben am Arbeitsplatz ist Schnee von gestern. Für die Generationen der Millennials und Gen-Z soll die Sonne im Glanz der Selbstbestimmung scheinen. Das Prinzip des Positive Leadership gibt Führungskräften und damit auch Gründer:innen eine Gebrauchsanweisung.
How to
Glückliches Team = glückliches Unternehmen – das ist Positive Leadership auf den Punkt gebracht. Der Führungsstil ist aber keinesfalls eine abstrakte Hippie-Utopie, sondern wächst stark und saftig auf ökonomischem Fundament. Wir haben mit der Salzburger Unternehmensberaterin Karin Pfaffelmeyer eine Einleitung in die positive Unternehmenskultur gestaltet.
Denken wir gleich mal an deinen Einstiegssatz in ein Team-Meeting, also eine allwöchentliche Situation, die du sofort in zwei Richtungen lenken kannst:
„Also, was muss ich mir heute wieder anhören? Und wer hat am Freitag das Licht im Konferenzzimmer nicht ausgemacht?“
vs.
„So, jetzt machen wir die Runde und jeder erzählt, was letzte Woche richtig gut gelaufen ist!“
Merkst du schon den Unterschied? Die erste Einleitung wird vermutlich lange Gesichter und betretene Stille nach sich ziehen. Im Vergleich zum zweiten Ansatz, der bestenfalls zu einem animierenden Austausch, strahlenden Gesichtern und viel Einsatzfreude führt.
Ja, so einfach kann es sein. Denn Positive Leadership ist ein Führungsstil, der sich aus der Positiven Psychologie entwickelt hat und darauf abzielt, Mitarbeiter:innen zu fördern, ihnen Vertrauen und Optimismus entgegenzubringen, damit sie sich am Arbeitsplatz wohlfühlen. Das kann sogar als Präventionsmaßnahme für psychische und physische Erkrankungen dienen. Begründet wurde sie 1998 vom US-Amerikaner Martin Seligman.
Mit eiserner Faust und engem Korsett aus Vorgaben und Kontrollen wurden in den 80er und 90er Jahren tatsächlich viele Mitarbeiter:innen geführt. Manager:innen (meistens Männer) wurden gehuldigt und gefürchtet, es gab feste hierarchische Strukturen und nicht selten wurden Vorgesetzte mit „Sie“ angesprochen. „Alte Schule“ sagen wir heute dazu und tatsächlich reagieren die meisten Millennials und die Generation Gen Z auf Strenge oder Autorität am Arbeitsplatz mit Unverständnis. Sie wollen sich selbst verwirklichen und Sinn in ihren Aufgaben sehen, bei flachen Hierarchien das Gefühl haben, Teil des Ganzen zu sein.
„Gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel, kommt man als Führungskraft deshalb eigentlich gar nicht um das Thema Positive Leadership herum“, sagt Pfaffelmeyer. Sie weiß was es braucht, um die Arbeitskultur positiv zu gestalten und Mitarbeiter:innen langfristig zu binden. Damit wären wir auch schon bei der Frage:
Glückliche Menschen bleiben an dem Ort, der sie glücklich macht – ziemlich logisch. Das alleine sollte eigentlich schon reichen, dich von dem Führungskonzept zu überzeugen. Wir haben aber noch ein paar extra Punkte, die dafür sprechen:
Positive Leadership ist übrigens wissenschaftlich begründet und wird an mehreren Universitäten kontinuierlich wissenschaftlich evaluiert. „Ein Beispiel ist ein Projekt, das mit einem großen Handelsunternehmen durchgeführt wurde. Dabei wurde festgestellt, dass sich der Umsatz in der Filiale steigerte, in der man Positive Leadership eingeführt hat im Vergleich zu anderen Filialen“, so die Expertin.
Hallo Sonnenschein, mein konstanter Begleiter! Nein, natürlich musst du nicht plötzlich jede Sekunde des Tages wie ein Honigkuchenpferd grinsen. Es geht vielmehr um ein systemisches Prinzip anstatt eines linearen Ansatzes. „Weil heute viel mehr Unbeständigkeit herrscht und viele Aspekte in der Wirtschaft nicht mehr vorhersehbar sind“, sagt Pfaffelmeyer. Das Ziel wäre es, das große Ganze, die Vision zu sehen und dabei in den Einzelheiten die Kontrolle an die Mitarbeiter:innen abzugeben.
Es gibt ein paar einfache Strukturen, die du in deinem Startup etablieren kannst:
In ihren Seminaren zu Positive Leadership empfiehlt die Expertin sich an den PERMA-Lead-Faktoren zu orientieren: P für Positive Emotions, E für Engagement, R für Relationships, M für Meaning und A für Accomplishment (siehe Grafik). Außerdem schlägt sie Führungskräften vor, einen Tag in den einzelnen Abteilungen ihres Unternehmens zu verbringen, um ein besseres Verständnis für die speziellen Thematiken und Anforderungen dort zu bekommen.
Lass es fließen, denn der Spirit des Positive Leadership schlummert schon im Kern eines Startups. „Gewisse Aspekte von Positive Leadership sind in den meisten Startups zu sehen, einfach weil Gründer:innen ihre Leidenschaft zum Beruf machen und andere damit mitreißen“, so Pfaffelmeyer. „Damit hat man als Gründer:in gleich von Anfang an eine Riesenchance auf eine positive Unternehmenskultur.“
(Copyright Titelbild: © Ahmed Zyan on Unsplash)
Veröffentlicht am 15. September 2021