Die alte Schule mit cholerischen Vorgesetzten und steifen Vorgaben am Arbeitsplatz ist Schnee von gestern. Für die Generationen der Millennials und Gen-Z soll die Sonne im Glanz der Selbstbestimmung scheinen. Das Prinzip des Positive Leadership gibt Führungskräften und damit auch Gründer:innen eine Gebrauchsanweisung.

How to

Glückliches Team = glückliches Unternehmen – das ist Positive Leadership auf den Punkt gebracht. Der Führungsstil ist aber keinesfalls eine abstrakte Hippie-Utopie, sondern wächst stark und saftig auf ökonomischem Fundament. Wir haben mit der Salzburger Unternehmensberaterin Karin Pfaffelmeyer eine Einleitung in die positive Unternehmenskultur gestaltet.

Karin Pfaffelmeyer (Foto: Peter Sütö)

Denken wir gleich mal an deinen Einstiegssatz in ein Team-Meeting, also eine allwöchentliche Situation, die du sofort in zwei Richtungen lenken kannst:

„Also, was muss ich mir heute wieder anhören? Und wer hat am Freitag das Licht im Konferenzzimmer nicht ausgemacht?“

vs.

„So, jetzt machen wir die Runde und jeder erzählt, was letzte Woche richtig gut gelaufen ist!“

Merkst du schon den Unterschied? Die erste Einleitung wird vermutlich lange Gesichter und betretene Stille nach sich ziehen. Im Vergleich zum zweiten Ansatz, der bestenfalls zu einem animierenden Austausch, strahlenden Gesichtern und viel Einsatzfreude führt.

Ja, so einfach kann es sein. Denn Positive Leadership ist ein Führungsstil, der sich aus der Positiven Psychologie entwickelt hat und darauf abzielt, Mitarbeiter:innen zu fördern, ihnen Vertrauen und Optimismus entgegenzubringen, damit sie sich am Arbeitsplatz wohlfühlen. Das kann sogar als Präventionsmaßnahme für psychische und physische Erkrankungen dienen. Begründet wurde sie 1998 vom US-Amerikaner Martin Seligman.

Positive Kommunikation schafft einen positiven Umgang miteinander und damit einen starken Teamspirit. (© Jus Mackrill on Unsplash)

Der gute neue Zeitgeist

Mit eiserner Faust und engem Korsett aus Vorgaben und Kontrollen wurden in den 80er und 90er Jahren tatsächlich viele Mitarbeiter:innen geführt. Manager:innen (meistens Männer) wurden gehuldigt und gefürchtet, es gab feste hierarchische Strukturen und nicht selten wurden Vorgesetzte mit „Sie“ angesprochen. „Alte Schule“ sagen wir heute dazu und tatsächlich reagieren die meisten Millennials und die Generation Gen Z auf Strenge oder Autorität am Arbeitsplatz mit Unverständnis. Sie wollen sich selbst verwirklichen und Sinn in ihren Aufgaben sehen, bei flachen Hierarchien das Gefühl haben, Teil des Ganzen zu sein.

„Gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel, kommt man als Führungskraft deshalb eigentlich gar nicht um das Thema Positive Leadership herum“, sagt Pfaffelmeyer. Sie weiß was es braucht, um die Arbeitskultur positiv zu gestalten und Mitarbeiter:innen langfristig zu binden. Damit wären wir auch schon bei der Frage:

Was hast du davon, ein positive Leader zu sein?

Glückliche Menschen bleiben an dem Ort, der sie glücklich macht – ziemlich logisch. Das alleine sollte eigentlich schon reichen, dich von dem Führungskonzept zu überzeugen. Wir haben aber noch ein paar extra Punkte, die dafür sprechen:

  • Ein selbstbewusstes, positives Team wird auch von außen so wahrgenommen. Geschäftspartner:innen und Kund:innen wollen sich in jeder Hinsicht gut aufgehoben fühlen – vom ersten Service bis zu speziellen Beratungen.
  • Deine Mitarbeiter:innen werden von sich aus ihr Bestes geben und damit maßgeblich zum Erfolg deines Unternehmens beitragen.
  • Weniger Fluktuation bedeutet auch weniger Ausgaben für Recruiting, Einschulungen und Personalien.

Positive Leadership ist übrigens wissenschaftlich begründet und wird an mehreren Universitäten kontinuierlich wissenschaftlich evaluiert. „Ein Beispiel ist ein Projekt, das mit einem großen Handelsunternehmen durchgeführt wurde. Dabei wurde festgestellt, dass sich der Umsatz in der Filiale steigerte, in der man Positive Leadership eingeführt hat im Vergleich zu anderen Filialen“, so die Expertin.

Du musst deine Mitarbeiter:innen nicht wie rohe Eier anfassen, solltest aber auf einen sensiblen Umgang achten. (© Tengyart on Unsplash)

Wie wirst du zum positive Leader?

Hallo Sonnenschein, mein konstanter Begleiter! Nein, natürlich musst du nicht plötzlich jede Sekunde des Tages wie ein Honigkuchenpferd grinsen. Es geht vielmehr um ein systemisches Prinzip anstatt eines linearen Ansatzes. „Weil heute viel mehr Unbeständigkeit herrscht und viele Aspekte in der Wirtschaft nicht mehr vorhersehbar sind“, sagt Pfaffelmeyer. Das Ziel wäre es, das große Ganze, die Vision zu sehen und dabei in den Einzelheiten die Kontrolle an die Mitarbeiter:innen abzugeben.

Es gibt ein paar einfache Strukturen, die du in deinem Startup etablieren kannst:

  • Stärken stärken: Deine Mitarbeiter:innen sollen wissen, dass du ihnen vertraust und auf ihre Talente setzt. Du kannst sie auch bestärken, sich um ihre eigene Weiterentwicklung zu kümmern. „Beim Positive Leadership geht es auch darum, den Mut zu haben, dass Leute aus dem Team in einigen Tätigkeiten besser sind, als man es als Führungskraft selbst ist.“ Die Beraterin empfiehlt außerdem, nicht nur in Tätigkeiten zu schulen, die Teammitgliedern nicht so gut liegen. „Man sollte sich fragen, ob man Personen in etwas durchschnittlich gut sehen will oder exzellent in etwas, das sie schon jetzt hervorragend können.“
  • Sinn: Sei dir selbst bewusst, wie wichtig jedes Rad in deinem Uhrwerk ist und lasse es alle wissen. Was bewirken sie einzeln und im Team für das Unternehmen?
  • Flow: Wenn deine Mitarbeiter:innen Sinn in ihren Aufgaben sehen, dann sind sie ziemlich sicher zufrieden mit ihrer Arbeit und kommen leichter in den Flow. Wenn sie im Flow sind, können sie besser Leistungen bringen, weil sie sich darin verwirklichen.
  • Kommunikation: Ein essentieller Punkt ist die positive Kommunikation. Wie du Probleme oder Situationen sprachlich verpackst und aufbereitest, ist ausschlaggebend dafür, wie dein Team damit umgehen wird. Wenn du jemanden kritisieren möchtest, vermittle deine Argumente und Empfehlungen am besten so, dass sie leicht nachvollziehbar sind. Besser als auf Fehlern herumzureiten sind beispielsweise Vorschläge aus gut gelungenen anderen Projekten.
  • Authentizität: Hinter allen Strukturen und positiven Anreizen, die du in deiner Unternehmenskultur schafft, solltest du auch wirklich stehen. Auch dein Team sollte sich damit wohlfühlen. „Für manche Unternehmen könnte zum Beispiel ein Fußballtisch eine super Option sein, zwischendurch den Teamspirit zu stärken. Für andere Betriebe ist das wiederum komplett unpassend. Es kommt auf den Einzelfall an und Maßnahmen für die Unternehmenskultur sollten wirklich ganz individuell überlegt werden.“

Positive Leadership anhand der PERMA-Faktoren. (© Karin Pfaffelmeyer)

 

In ihren Seminaren zu Positive Leadership empfiehlt die Expertin sich an den PERMA-Lead-Faktoren zu orientieren: P für Positive Emotions, E für Engagement, R für Relationships, M für Meaning und A für Accomplishment (siehe Grafik). Außerdem schlägt sie Führungskräften vor, einen Tag in den einzelnen Abteilungen ihres Unternehmens zu verbringen, um ein besseres Verständnis für die speziellen Thematiken und Anforderungen dort zu bekommen.

Fazit

Lass es fließen, denn der Spirit des Positive Leadership schlummert schon im Kern eines Startups. „Gewisse Aspekte von Positive Leadership sind in den meisten Startups zu sehen, einfach weil Gründer:innen ihre Leidenschaft zum Beruf machen und andere damit mitreißen“, so Pfaffelmeyer. „Damit hat man als Gründer:in gleich von Anfang an eine Riesenchance auf eine positive Unternehmenskultur.“

(Copyright Titelbild: © Ahmed Zyan on Unsplash)

Veröffentlicht am 15. September 2021

Auf Schreibwiesen laufend, wie in Sound of Music, nur eben anders. Nach Wien kam London dann Salzburg und jetzt wieder Wien. Mit Salzburg im Herzen hört sie sich nun weiterhin im Einsatz für Startup Salzburg nach spannenden Geschichten und Menschen um.

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