Was machen zwei Franzosen und zwei Österreicher*innen in Salzburg? Richtig, Rucksäcke! Wie es dazu gekommen ist und was die Zukunft für das Startup bringt, erfährt ihr im Blogbeitrag.

Startups

Das internationale Vierer-Team von Impetro Gear besteht aus Daniela Schalk (Marketing Director), Gil Deltruel (Creative Director), Christopher Hawel (Finanzen) und Jérémy Cabaret (CEO). Seit März 2017 wird am innovativen Rucksack-System getüftelt. Die zugehörige GmbH haben sie im September 2019 gegründet. Die vier Gründer*innen arbeiten eng mit Luke von BagMe für die Qualitätskontrolle vor Ort und Eveliina (Community Management) zusammen. Aktuell haben sie ihre Kickstarter-Kampagne gelauncht, s. Infobox.

So hat alles begonnen

Jérémy hat Gil während seiner Arbeit in Salzburg getroffen. Sie hatten sofort einen Draht zu einander und seit März 2017 haben sie immer wieder Produktideen besprochen. Bald stellten sie erste Papiermodelle und Prototypen her – ganz klassisch im Keller von Jérémy. Da sie damals noch keine Ahnung davon hatten, wie man ein Unternehmen aufbaut, konzentrierten sie sich in dieser Phase ausschließlich auf die Produktentwicklung. Das gemeinsame Vorhaben wuchs von Tag zu Tag, sie investierten immer mehr Zeit in das Projekt. Danach folgte die Vergrößerung des Vorhabens mit der Kontaktierung von Produktionspartnern – seit Februar 2018 arbeiten sie mit Luke zusammen.

Gleichzeitig nahm Jérémy bei seiner späteren Geschäftspartnerin Daniela Deutschunterricht. „Weil ich immer viel mit allen rede, hat sie immer mehr über unser Projekt erfahren. Mit ihrem Online-Marketing-Hintergrund fühlte es sich einfach richtig an, dass wir zusammenarbeiten“, sagt Jérémy über das Wachstum seines Teams. Dann brauchte das Startup noch eine Person, die sich um die Steuern kümmert. Bei einem Startup-Event bei Silicon Castles hat Jérémy dann Sophie von Audvice getroffen, die ihm später dann Christopher vorgestellt hat. So kam es, dass zwei Franzosen und zwei Österreicher*innen zusammenarbeiten.

Teilnahme an der Startup Factory 2018/19

Impetro Gear haben an der dritten Runde der Startup Factory teilgenommen. Dort konnten sie ihr Produkt immer wieder weiterentwickeln und validieren. Beim Demo Day haben sie dann den öffentlichen Pitch gewonnen und wurden daraufhin zum Game Changer 2019 nach Wien geschickt. „Die Events der Startup Salzburg Welt waren für uns immer hilfreich. Wir hatten die Möglichkeit, mehrere Pitches zu machen. Dadurch haben wir Feedback, Unterstützung und Anregungen von vielen anderen Unternehmer*innen erhalten. Das war und ist äußerst wertvoll für uns“, sagt der Gründer Jérémy.

Das war der Demo Day 2019

Die Entwicklung des modularen Rucksack-Systems

Die Outdoor-Branche boomt und entwickelt sich ständig weiter. Die Menschen suchen nach neuen Wegen, die Berge zu erleben. Dank neuer Technologien, wie E-Bikes, leichten Materialien oder wetterfesten Stoffen, war es noch nie so einfach, die Welt da draußen zu genießen. Das Team von Impetro Gear besteht aus begeisterten Bergsportler*innen, das einen vielseitigen, bergsportorientierten Rucksack wollte. Jedoch fanden sie nichts, dass ihre Anforderungen zu hundert Prozent erfüllte. Deswegen haben sie die Situation selbst in die Hand genommen.

Die Idee eines modularen Rucksack-Systems stammt von Jérémy und Gil: Die beiden hatten zwar viele Rucksäcke zuhause, aber manche passten einfach nicht für bestimmte Aktivitäten. Der Besitz von zu vielen Rucksäcken benötigt viel Platz, ist teuer und nicht effizient. Und so kamen sie auf die Idee vom modularen System. Nach stundenlangen Diskussionen, Workshops und Recherchen war das Konzept für die X-Harness Base Unit geboren. Das ist das Basisteil, das immer verwendet wird. Dazu gibt es die Zip-on-Packs, die ganz einfach auf das Basisteil aufgesetzt werden. Das funktioniert ganz simpel über einen Reißverschluss.

Die Rucksäcke von Impetro Gear verfügen über eine Magnetschnalle, mit der man den X-Harness auch mit Winterhandschuhen in Sekundenbruchteilen schließen und öffnen kann. Die X-Form des Brustgurts entlastet die Schultern vom Rucksackgewicht. Dadurch bleiben Arme und Schultern beweglich, auch mit einem schwer beladenen Rucksack. Derzeit erhältlich sind die Aufsätze für die Sportarten Fahrradfahren (15 Liter Volumen), Skifahren (22 Liter) oder Bergsport (33 Liter). In Zukunft wird es noch Module für Kameras und den urbanen Raum geben. Und auch ein eigenes Modell, speziell für Frauen entwickelt, soll noch ins Sortiment kommen.

3 Fragen an Jérémy Cabaret von Impetro Gear:

Ihr habt 2018/19 an der Startup Salzburg Factory teilgenommen. Wie habt ihr davon profitiert?

Jérémy: Die drei Hauptvorteile sind das Netzwerk, die Fristen und die Förderung. Beim Networking hatten wir die Gelegenheit, Menschen zu treffen, die uns unterstützen und führen konnten. Oft können sich auch so nebenbei langfristige Kontakte ergeben, wie zum Beispiel beim gemeinsamen Ideenaustausch bei einer Tasse Kaffee. Auch die Fristen waren für uns hilfreich. Damit meine ich vor allem den Zeitplan, den die Startup Salzburg Factory vorgegeben hat – der Demo Day spielte hier eine besondere Rolle. Es hat uns motiviert, uns an den Zeitplan zu halten und so jeden Tag merklich voranzukommen! Und abschließend haben wir natürlich auch von der Förderung profitiert. Denn mit den 25.000 € Förderung durch die Startup Salzburg Factory konnte ich im Dezember 2018 meinen Vollzeitjob kündigen. Von nun an konnte ich Vollzeit bei Impetro Gear arbeiten. Dies ermöglicht es uns auch, die Produktentwicklung vollständig abzuschließen und uns auf den Markteintritt vorzubereiten.

Was sind die Herausforderungen am Startup-Leben?

Jérémy: Zeit vs. Geld vs. Qualität des Ergebnisses! Grundsätzlich wissen wir, was wir wollen. Das ist aber alles nur realisierbar zu einem bestimmten Budget und in einer bestimmten Zeitspanne. Alle Ressourcen sind begrenzt und es ist eine Frage des Kompromisses und der Balance. Man muss genügend Zeit und Geld für seine Arbeit aufwenden, um die Qualität zu erzielen, die man für die weitere Entwicklung benötigt. Aber ja nicht zu viel. Denn das Problem ist, dass man nie wirklich weiß, ob das ausreichend ist oder nicht. Es gibt immer das Risiko, etwas zu „zerdenken“ (z. B. einen Monat für die Gestaltung einer Website) oder etwas zu unterschätzen (z. B. einen Monat für die Produktentwicklung).

Vor diesen Herausforderungen steht man als Startup-Gründer*in täglich: Testen eines Produkts, Skypen mit potenziellen Partner*innen, Teilnahme an einer Veranstaltung, Gestaltung einer Website, Geschäftsreise usw. Hier ist es wichtig, dass man die Balance findet. Die zweite Herausforderung ist die Flexibilität gegenüber Änderungen im Plan. Überall gibt es die Gelegenheit, noch etwas zu verbessern, aber manchmal muss man den Plan ändern und auch mal Arbeiten wieder zu verwerfen. Dies ist schmerzhaft, aber manchmal notwendig. Wenn man das nicht kann, wird man es schwer haben …

Was ist dein Rat an andere Gründer*innen?

Jérémy: Reden, reden, reden, reden! Es gibt diesen verbreiteten Irrtum, dass man seine Idee geheim halten und sehr vorsichtig damit umgehen soll. Das halte ich für einen Fehler. Alle unsere Kontakte und Partner*innen, die wir jetzt haben, haben wir durch einfaches Reden und Informationen teilen bekommen. Niemand wartet darauf, eine Idee zu stehlen. Die Idee ist immer 5 % des Unternehmens, und die Ausführung und die Leute dahinter sind 95 % davon. Beim Sprechen über eine Idee hat man so viel mehr Chancen, neue Möglichkeiten zu schaffen, als wirklich zu sehen, dass die Idee gestohlen wird. Und nichts kann sich weiterentwickeln, wenn man eine Idee für sich geheim hält. Man braucht eine Marktvalidierung, man braucht Feedback, Inputs und Menschen, die auf die Idee reagieren. Manchmal kann eine Idee zu einer anderen führen, die das ganze Spiel verändert. Also, kurz gesagt: Sprecht mit Leuten!

(Fotos: © Impetro Gear)

Veröffentlicht am 6. November 2019

Für Startup Salzburg und Innovation Salzburg ist sie auf der Jagd nach herausragenden Ideen und den Geschichten der Menschen dahinter. Als studierte Archäologin ist sie der Überzeugung, dass man Fortschritt und Innovation nicht aufhalten kann – als Kommunikationsprofi weiß sie, dass man darüber berichten muss.

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