Feragen zeigt wie es gehen kann – das Salzburger Startup bekommt durch den richtigen Investor den ersehnten Push nach vorne.
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Anja und Michael Geretschläger und Geschäftspartner Matthias Heimbeck haben es mit ihrem jungen Biotechnologie Startup Feragen geschafft: sie können von den monatlichen Umsätzen leben und erhalten jetzt frisches Kapital von den Investoren Willi Katamay und Fritz Berger. Damit sollen weitere Produkte finanziert werden.
Gegründet wurde das Unternehmen von Anja und Michael Geretschläger vor vier Jahren, primär um nicht mehr von zeitlich begrenzten Projektstellen leben zu müssen. Für die ersten Tests musste dann sogar der eigene Hund „Nala“ herhalten. Nach einer Weile lernten sie die Bedürfnisse der Kunden zu verstehen und etablierten sich mit genetischen Analysen zur Hunderassenbestimmung. Wie es denn tatsächlich um die Weltherrschaft steht und wer die Rolle von Pinky und wer die von Brain übernimmt, erzählen die drei im Gespräch mit Startup Salzburg.
Michael Geretschläger: Wir wollten erst dann Investoren, wenn wir wissen wer wir sind, was wir können und was wir haben. Wenn die Erfahrung vom Markt da ist.
Anja Geretschläger: Also wenn wir wissen ob unser Produkt funktioniert. Wir haben uns bis zum Einstieg der Investoren aus unseren laufenden Umsätzen finanziert. Irgendwann war aber der Punkt erreicht, an dem wir wachsen und neue Ideen umsetzen wollten. Wir haben dann den Schub nach vorne gebraucht und damit auf Geld von außen gesetzt, damit das schneller effizienter und zielgerichteter passiert.
Michael Geretschläger: Uns war es vor allem wichtig, dass es Menschen sind die nicht nur Geld reinlegen und dann am Monatsende diese und jene Rendite sehen wollen. Sollten irgendwann schwierige Zeiten kommen, muss es trotzdem passen. Wie in einer Ehe – in guten wie in schlechten Zeiten. Außerdem wollten wir jemanden, der sich mit Erfahrung und Ideen einbringt. Das wird von vielen jungen Startups oft unterschätzt – bei Startup Shows wird schneller der mit dem Geld und nicht der mit dem Netzwerk gewählt. Obwohl der Investor mit dem Netzwerk wahrscheinlich hundertmal mehr Wert wäre.
Matthias Heimbeck: Wenn ich weiß, dass mein Ding funktioniert und dass es der Markt zu diesem Preis akzeptiert, dann ist es relativ einfach, Angebote von Investoren zu erhalten. Bei uns bringen sie jetzt Smart Money ein. Das ist Kapital plus Erfahrung im unternehmerischen Aufbau.
Michael Geretschläger: Beide Investoren waren davor bereits bei Findologic mit an Bord. Das heißt, Matthias hat sie auf Feragen aufmerksam gemacht. Wir haben dann klassisch gepitcht und waren damit erfolgreich.
Matthias Heimbeck: Die Zusammenarbeit mit Willi Katamay und Fritz Berger ist auch bei mir durch einen meiner Pitches vor ca. fünf Jahren entstanden. Die Chemie und Sympathie hat von Anfang an gestimmt und seither arbeiten wir zusammen and mehreren Projekten.
Michael Geretschläger: Klassisch, sie haben Anteile am Unternehmen gekauft. Wir haben eine Umgründung gemacht vom Einzelunternehmen zur GmbH.
Anja Geretschläger: Ein Teil des neuen Kapitals sitzt schon im Nebenbüro (lacht). Primär wollten wir neue Stellen schaffen. Das Geld wird aber auch in Marketing und Werbung fließen.
Matthias Heimbeck: Es wird auch bald neue Produkte geben, die wir vorantreiben wollen. Die sind aus unserer Sicht fast noch viel spannender als die bisherigen. Die bestehenden Produkte werden wir aber trotzdem weiter ausbauen.
Anja Geretschläger: Die Hundezucht hat das Problem, dass es zusehends schwieriger wird optimale Zuchtpartner zu finden. Wir versuchen vereinfacht gesagt, eine Dating-Plattform für Zuchthunde zu schaffen. Basierend auf genetischen Informationen.
Matthias Heimbeck: Die meisten der überzüchteten Rassen sind extrem krank. Wenn man die zwei richtigen Elterntiere zusammenbringt bekommt man aber gesunde Nachkommen. Wenn es das nicht wert ist, dann weiß ich auch nicht.
Anja Geretschläger: Richtig. Wobei wir mit unseren genetischen Analysen bereits Kunden aus ganz Europa haben.
Michael Geretschläger: Eigentlich weltweit, wir haben auch Kunden aus den USA.
Matthias Heimbeck: Die kleine Salzburger Firma Feragen arbeitet mit Laboren weltweit zusammen. Alles ist vernetzt, egal wo die Leute sitzen. Es sind auf jeden Fall spannende Zeiten.
Anja Geretschläger: Es ist auch einfach praktisch. Dadurch, dass jede Analyse über Schleimhaut-Abstriche läuft, wird das Material nicht durch einen langen Transport zerstört.
Wir sind auch sehr weit in unserer Forschung. Wenn wir uns die Dating Plattform anschauen – die Analysen basieren auf den gleichen Analysen, die es auch in der Humandiagnostik gibt. Viele schöpfen das Potential zu unserem Glück aber nicht aus.
Matthias Heimbeck: Wir haben gleich zu Beginn einfach mal verkauft. Einfach verkauft. Das sind die besten Marktstudien. Man sieht sofort ob jemand zu dem Preis kauft oder nicht. Und mit welcher Argumentation kauft er es und was ist ihm wichtig. All diese Fragen klären sich. Ich glaube, dass wir mit Feragen hier unglaublich viel richtig gemacht haben und deswegen hoffentlich in Zukunft wie Weltmarktherrschaft übernehmen (lacht).
Anja Geretschläger: Wie Pinky und der Brain.
Michael Geretschläger: Das diskutieren wir jeden Tag neu aus (lacht).
Matthias Heimbeck: Ich bin dann Pinky und ihr seid Brain.
Michael Geretschläger: Ich übernehme von Anja und mir den wirtschaftlichen Part, sie ist Forschung, das ist die einfache Aufteilung.
Matthias Heimbeck: Naja, Michael ist ein Genie im Bereich Online Marketing. Er übernimmt auch den Ablauf, kümmert sich um Lieferanten-Beziehungen und schaut, dass letztendlich alles funktioniert.
Anja Geretschläger: Und Matthias ist der, der den Blick von außen reinbringt. Wir hängen so in der Thematik drinnen, er bringt komplett andere Anschauungen rein. Bei uns ist er auch der Spezialist für Online-Vermarktung und New Economy.
Veröffentlicht am 19. Juli 2017