Zum zweiten Mal fand im Rahmen des Technologie- und Innovationsforums salz21 die SALT’N’VENTURE statt, Salzburgs Startup- und Investmentkonferenz. Key Message der Konferenz: Der Aufruf zu mehr Mut – auf Seiten der Startups, vor allem aber auch auf Seiten der Investor:innen.
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Egal ob auf der Main Stage der salz21 oder auf der SALT’N’VENTURE Stage, bei einem Thema waren sich heuer alle einig: Es braucht Investitionen in die Zukunft, um in bewegten Zeiten wie diesen handlungs- und konkurrenzfähig zu bleiben. Welche Investitionen das sein müssen und welche Rolle dabei Startups und Investor:innen zukommt, das diskutierten Expert:innen aus den unterschiedlichsten Branchen vor rund 1.300 Besucher:innen im Messezentrum Salzburg. Besonders auffallend war heuer die hohe Frauenquote: Sowohl unter den Speaker:innen als auch unter den Expert:innen und Startups – der Weg in die Zukunft ist wohl wirklich weiblich, Sheconomy kein reines Schlagwort mehr. Erfreulich ist außerdem die Tatsache, dass Startups aus Österreich, Süddeutschland, Estland, Japan bei der diesjährigen Konferenz dabei waren.
„Es braucht einen Brückenschlag zwischen fortschrittlichen Technologien und marktfähigen, kommerziell erfolgreichen Lösungen“, betonte Nataša Deutinger, Leiterin von Startup Salzburg. Genau das war auch heuer wieder das Ziel der SALT’N’VENTURE: Startups aus der Technologie-Szene mit Investor:innen zu vernetzen und sie so bei der Weiterentwicklung und Vermarktung ihrer Geschäftsmodelle zu unterstützen – und damit die Welt ein Stückweit zu verbessern.
20 (pre-)seed Startups konnten ihre Vorhaben für eine bessere, gesündere und sicherere Zukunft vor den anwesenden Investor:innen, Expert:innen und dem innovationsbegeisterten Publikum pitchen und sich anschließend den Fragen der Panelist:innen stellen sowie in der Investors Lounge und während der Investors Walks durch die Startup Expo Kontakte zu Investor:innen und Kooperationspartnern knüpfen. Aus jedem Track wurde außerdem ein Startup gewählt, dass zum Abschluss auf der Main Stage beim BEST OF SALT’N‘VENTURE pitchen durfte – die perfekte Möglichkeit, weitere potenzielle Investor:innen zu erreichen. Durchs Programm führte Gerold Weisz, Professor für Entrepreneurship, Leiter Startup Center der FH Oberösterreich und Buchautor.
v.l.: Gerold Weisz, David Photien, Martin Huber, Mihail Stanev | Foto: Jan Friese
Zum Thema Enterprise & Manufacturing diskutierten Martin Huber (CEO Amrax | Synthetic Dimension), David Photien (Partner bei SCE Freiraum Ventures) und Mihail Stanev (Senior Manager EIT Manufacturing).
Es sei wichtig, auch traditionell eher analogen Branchen Digitalisierung näher zu bringen, um effektiver zu werden und damit wettbewerbsfähig zu bleiben, betonte Martin Huber. Europa habe den USA gegenüber einen kleinen Nachteil, so David Photien: Die fehlende Homogenität der einzelnen Länder sowie die unterschiedlichen Sprachen würden einheitliches Zusammenarbeiten erschwerten. Mihail Stanev unterstrich das: Österreich habe ein tolles Ökosystem, sei aber zu wenig risikofreudig, viele Startups würden deswegen in die USA auswandern. „Wir machen uns oft schlechter, als wir sind“, sagte auch Martin Huber – das sei aufgrund der großartigen Forschungseinrichtungen und Förderungsmöglichkeiten aber gar nicht nötig.
v.l.: Gerold Weisz, Harald Friedl, Andrei Podlesnyi, Thomas Röhrl, Alexandra Bolena | Foto: Jan Friese
Zum Thema Green Transformation diskutierten Alexandra Bolena (Vorstandsmitglied und Founder von SENA und Bolena Impact-Investments), Harald Friedl (Circular Economist), Andrei Podlesnyi (Investement Manager bei Triple Impact Ventures) und Thomas Röhrl (Innovations- und Ökosystemexperte bei RESPOND) darüber, welche Lösungen es für weltweite Probleme wie den Klimawandel geben kann.
Alexandra Bolena betonte, wie wichtig Out-of-the Box-Denken sei, es brauche neue Kooperationsmodelle und mehr Vernetzung innerhalb der Community. Vor allem aber sei ein radikales Umdenken nötig, so Harald Friedl: Klima-Innovationen dürfen nicht nur privat finanziert werden, die Politik müsse aktiv werden, es müsse jetzt einfach um mehr gehen – nicht nur um Profit, sondern um ein besseres Leben für uns alle. Bei der Frage, ob es in Sachen Green Transformation eine Art Nord-Süd-Gefälle gebe, waren sich alle einig: Vom globalen Süden könne man viel lernen, Sprung-Innovationen – also Innovationen, die unser aller Leben nachhaltig verändert und einen komplett neuen Markt erschafft – seien dort keine Seltenheit (Alexandra Bolena), außerdem sei Kreislaufwirtschaft gerade in Entwicklungsländern fixer Bestandteil der Wirtschaft (Harald Friedl).
v.l.: Gerold Weisz, Werner Müller, Verena Zimmermann, Christian Stiebner, Daniela Dobreva-Nielsen | Foto: Jan Friese
Zu diesem aufgrund der aktuellen geopolitischen Situation besonders spannenden Thema diskutierten Daniela Dobreva-Nielsen (Founder von Bogdan Orbit EOOD), Werner Müller (Program Manager und Head of Startup Service bei der FFG), Christian Stiebner (Tech Investor) und Verena Zimmermann (Chief of Staff bei Planqc). Gleich zu Beginn betonte Daniela Dobreva-Nielsen, dass SpaceTech nicht nur Raumfahrt und Raketenbau sei, sondern dass es darum gehe, Erde und Weltall zu verbinden, etwa wenn es um Sicherheit oder Produktionsstätten geht. Europa hänge in Sachen SpaceTech noch ein wenig hinterher, die EU-Kommission arbeite aber an neuen Programmen, um Startups besser zu unterstützen. Dem pflichtete Werner Müller bei: Österreich sei nicht federführend, man sei aber ganz gut aufgestellt.
Besonders hervorzuheben sei ESA BIC (European Space Agency Business Incubation Centre), das Förderprogramm der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), das Startups und Unternehmen unterstützt, die innovative Technologien entwickeln, die mit der Weltraumindustrie in Verbindung stehen – Startup Salzburg ist Local Incubation Partner von ESA BIC Austria . Christian Stiebner berichtete von neuartigen Versuchen, den Weltraum auch als Produktionsstätte zu etablieren: Proteinkristalle beispielsweise könne man einfacher, schneller und bald auch kostengünstiger im Outer Space auf Raumstationen herstellen. Verena Zimmermann fasste abschließend zusammen, was das gemeinsame Ziel sein müsse: Europa ist Weltspitze in der Forschung, aber nicht in Kommerzialisierung, und genau das müsse sich ändern.
v,l,: Gerold Weisz, Nicole Formica-Schiller, Izolda Sabanovic, Dusan Todorovic, Melanie Hartl | Foto: Jan Friese
Beim vierten und letzten Track des Tages sammelten sich auf der Bühne Nicole Formica-Schiller (Founder & CEO bei Pamanicor Health AG), Melanie Hartl (Entrepreneurship Lead bei EIT Health Austria GmbH), Izolda Sabanovic (Managing Director cura dome bei Mavie Next GmbH) und Dusan Todorovic (Program Manager bei Austria Wirtschaftsservice GmbH). Einigkeit herrschte auf der Bühne in Bezug auf die Schwierigkeiten, die Life Sciences mit sich bringen: Dusan Todorovic betonte, dass in diesem Bereich alles länger dauere, es sei schwieriger, Investitionen zu bekommen, gerade in Österreich und Deutschland zögere laut Nicole Formica-Schiller außerdem der Staat, sich mit Fördermitteln einzubringen. Sie betonte aber, dass Investor:innen wieder mutiger und risikofreudiger werden würden, was der Community immens helfe, immerhin geht es darum, sich weniger abhängig von Lieferanten zu machen.
Die Frage, ob Österreich wirklich so “undigital” sei, beantwortete Izolda Sabanovic mit einem „mitunter ja“: Es sei schwierig, gehe aber bergauf. Nicht zu vergessen sei aber gerade in den Bereichen Medizin und Pflege, dass eine Änderung in den Abläufen meist eine Doppelbelastung bedeute, was in direktem Zusammenhang mit dem Personalmangel stehe. Melanie Hartl empfahl Startups, europäisch zu denken, Netzwerke zu bilden. Besonders zukunftsträchtige Felder im Bereich der Life Sciences seien die individuelle Medizin (Dusan Todorovic) und Women’s Health (Melanie Hartl), es müsse dringend bessere Lösungen für Frauen geben, die gesamte Medizin sei aktuell auf Männer ausgerichtet.
Krönender Abschluss des Konferenztags war dann das BEST OF SALT’N’VENTURE – ein Experts Talk gefolgt von den besten Pitches aus den vier Tracks vier Sieger-Startups: Repentium, MATR, Termatics und 2NA Fish. Wir gratulieren ganz herzlich zum Gewinn der Themen-Tracks!
Hansi Hansmann (Chairman bei Hans(wo)men Group), Markus Raunig (Executive Chairman von Austrian Startups, Startuprat der Bundesregierung), und Christian Stiebner (Tech Investor) diskutierten unter der Leitung von Moderatorin und Investorin Conny Hörl beim Experts Talk darüber, wie die österreichische Wirtschaft und im Speziellen Startups erfolgreicher und konkurrenzfähiger werden können.
Hansi Huber wurde nicht müde zu betonen, wie großartig aufgestellt Europa in Sachen Wissenschaft und Forschung sei – leider gibt es dabei ein Problem: Man schaffe oft den Sprung von der Technologie zum Business nicht, die Zusammenarbeit von Universitäten, Wirtschaft und Startups sei einfach nicht eng genug. Die Kapitalstruktur in Europa habe sich außerdem verändert, so Christian Stiebner, diesen Negativtrend merke man auch bei den Business Angels. Dem widersprach Hansi Hansmann vehement: Business Angels helfen da, wo Investor:innen zögern – das sei extrem wichtig für Startups. Es gehe außerdem um mehr als Geld: Es geht um Hilfe, Mentoring, Netzwerk und Strategie. Markus Raunig fand mahnende Worte für die Zukunft: Ziel müsse es sein, unternehmerisches Denken zu einem fixen Bestandteil in Österreichs Schulen zu machen. Eine Stiftung, gemeinsam mit Unternehmer:innen und Startup-Exit-Gründer:innen, die genau das zum Ziel habe, wird gerade gegründet. Es brauche außerdem bessere Rahmenbedingungen, weniger Regulierungen, dafür europaweites gemeinsames Handeln. Wenn wir in Sachen Wirtschaft und Technologie aufholen und unseren Lebensstandard halten wollen, dann müssen wir jetzt handeln, so Hansi Hansmann: „Wir brauchen Innovation, unternehmerisches Denken, und wir müssen die Unternehmer:innen der Zukunft ausbilden.“
Die Zukunft ist jetzt – und wir freuen uns sehr, mit Startup Salzburg und der SALT’N’VENTURE einen wichtigen Beitrag dazu leisten zu können!
Einen Rückblick auf die salz21 findest du hier: salz21 | Home of Innovation
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Gewinner-Pitch dieser Kategorie:
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ai.leen Healthbietet KI-gestützte Vorhersagen für Krankheitsverläufe, um Pharmaunternehmen bei der Behandlungsmessung in klinischen Studien zu unterstützen.
2NA FISH misst RNA-Muster in der 3D-Raumstruktur von Zellen und ermöglicht so präzisere, personalisierte Diagnosen für die Krebsbehandlung, indem sie Therapieentscheidungen unterstützt.
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DoCloudist eine cloudbasierte Plattform, die eine sichere Verwaltung von Patient:innenendaten ermöglicht und die Zusammenarbeit in der medizinischen Forschung unterstützt.
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Veröffentlicht am 7. März 2025