Heute hier, morgen dort… Durch edelzweig halten Trauernde mit individuellen Holzurnen und kleinen Erinnerungsstücken aus Ästen ihre Verbindung zu geliebten Menschen in Ehren. Wir haben bereits vor zwei Jahren über das Salzburger Startup berichtet und aus aktuellem Anlass noch einmal nachgefragt.
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Von ihrer Idee waren wir seit jeher berührt: ein Ast eines Lieblingsbaumes, aus dem eigenen Garten oder der Region, wird in einer Holzurne verewigt. Denn so individuell Trauer ist, so ist auch jede Familiengeschichte, die das Startup damit würdigt. Auch kleine Handschmeichler oder Kreuze bleiben den Hinterbliebenen als Andenken.
Bernhard Lapusch und Florian Gschweidl stellen ihre persönlichen Produkte in liebevoller Handarbeit selbst her und haben dafür sogar gleich zwei innovative Verfahren entwickelt: Ein eigenes Trocknungssystem, durch das der Ast schneller zur Urne wird und ein natürliches Gießharz. Die Auftragslage lässt es derzeit für die Holztechniker noch zu, dabei ohne zusätzliches Personal auszukommen. Das kann sich aber schnell ändern; Vielleicht schon durch eine vielversprechende Kooperation mit einem bekannten regionalen Startup…
Aber dazu später.
Die Zeichen standen Anfang 2020 jedenfalls auf Erfolgskurs, edelzweig sollte nach Salzburg, Salzburger Land, Hallein, Wien und Wiener Neustadt in ganz Österreich erhältlich sein – dann kam die Covid-19-Pandemie. Wer sich jetzt auch bei morbiden Fragen ertappt (Pandemie und Begräbnisse müssten doch die Kassa klingeln lassen?) ist nicht alleine. Ganz so einfach ist es aber nicht.
Florian klärt auf: „Das Gegenteil ist eigentlich der Fall. Bestatter:innen hatten nämlich vor allem zu Beginn der Pandemie viel zusätzlichen Aufwand mit den neuen Hygiene-Maßnahmen bei Verabschiedungen. Durch diesen Mehraufwand blieb ihnen kaum Zeit, sich Gedanken über neue Produkte für das Sortiment zu machen.“ Auch der wirtschaftliche Druck war stark – weniger Menschen bei Trauerzeremonien bedeute schlussendlich auch weniger Geld für die gesamte Beerdigungsbranche.
Die Teilnahme an der FACTORY im März 2020 hätte also zeitlich nicht besser kommen können. Die beiden Gründer nutzten das Inkubationsprogramm, um ihre bisherigen Schritte zu reflektieren, Produkte weiterzuentwickeln und sich auf spannende Kooperationen einzulassen.
Wir haben uns ihre wichtigsten Learnings angesehen:
Langweilig wird den Entrepreneuren also in nächster Zeit nicht. Schon Anfang Mai sollen die neuen Rindenurnen fertig sein. Dann wollen edelzweig dort weitermachen, wo sie vor der Pandemie und der FACTORY aufgehört haben: ihre Produkte in ganz Österreich an die Bestatter:innen zu bringen. Mit den ersten positiven Rückmeldungen und dem neuen Know-how im Gepäck, kann dabei ja nichts mehr schiefgehen.
Was war euer größer Erfolg, euer größter Fail?
In einem Monat würden wir sagen, dass unser größter Erfolg unsere Rindenurne ist. Wir sind sehr optimistisch, dass das Produktionsverfahren gut funktioniert und die neuen Produkte den Need unserer Zielgruppe treffen. Gleichzeitig wäre das auch der größte Fail, wenn sie nicht so gut ankommen, wie wir uns das vorstellen (lachen).
Ihr habt euch beim Studium in Kuchl als Studienkollegen kennengelernt, seid Freunde, jetzt auch noch Co-Gründer – wird euch das nicht zu viel?
Das war übrigens auch noch ein großer Erfolg – den Master in Holztechnologie an der FH Salzburg, den wir Anfang des Jahres abgeschlossen haben. Es funktioniert einfach gut, wir sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich, dadurch schnell einig. Wenn wir unterschiedliche Meinungen haben, schaffen wir es auch zu sagen, na gut, dann probieren wir das mal aus. Keiner setzt egoistisch seine Meinung durch. Wir gehen sogar nach einem langen Arbeitstag zusammen Tennisspielen!
Das Thema Tod ist für die meisten Menschen ziemlich bedrückend. Grenzt ihr euch davon ab oder habt ihr gelernt, damit umzugehen?
Man gewöhnt sich daran, irgendwann ist es ein normales Business wie jedes andere. Und wir sind selten mit den Trauernden in Kontakt, weil unsere Akquise und unser Verkauf großteils über die Bestatter:innen läuft. Vereinzelt hatten wir dennoch Kontakt mit Angehörigen, gerade wenn ein Ast aus dem eigenen Garten eingearbeitet wird. Dann waren es aber immer schöne Begegnungen. Eine Familie hat uns sogar einen selbstgebackenen Apfelkuchen von den Früchten des Baumes gebracht, von dem wir einen Ast verarbeitet haben. Das bestärkt uns und wir sehen, dass wir mit unserer Arbeit wirklich etwas Gutes tun.
(Titelbild: © edelzweig)
Veröffentlicht am 21. April 2021